…und die Frage: Können Welpen eines Wurfs unterschiedliche Väter haben?
Im letzten Artikel ging es um die unterschiedlichen Entwicklungsphasen eines Hundes. Nun wollen wir uns die Entstehung des neuen Lebens ansehen. Konkret geht es heute um die Läufigkeit, die Begattung und die Trächtigkeit.
Die Läufigkeit nennt man die Zeitspanne, in der eine Hündin empfängnisbereit ist. Die fruchtbaren Tage dauern etwa 3 Wochen und wiederholen sich – wenn keine erfolgreiche Begattung stattgefunden hat – zweimal im Jahr. Die Läufigkeit ist in zwei Phasen unterteilet: Die Vorbrunst und die Brunst. Die Vorbrunst dauert circa 4 bis 21 Tage (durchschnittlich sind es etwa 9 Tage). In dieser Zeit reifen die Eizellen heran, die Scheide schwillt an und es tritt ein blutiger Ausfluss aus. Das Sekret zeigt bereits seine Wirkung auf die Rüden und auch die Hündin ist jetzt schon kontaktfreudiger gegenüber dem anderen Geschlecht. Aber zu diesem Zeitpunkt ist die Hündin noch nicht paarungswillig, sodass sie auf die sich ihr annähernden Rüden abweisend reagiert, sie anbellt oder gar nach ihnen schnappt.
Die entscheidende Brunst dauert dann 2 bis 12 Tage. Der blutige Ausfluss wird wässrig oder weiß und die Schwellung geht langsam zurück. Jetzt ist die Hündin auch paarungsbereit und offen für die Annäherungsversuche der Rüden.
Für die Begattung dreht die Hündin ihre Rute zur Seite und drückt den Rücken nach unten, sodass der Rüde einfach aufreiten kann. Währenddessen schwillt der eingedrungene Penis so an, dass sich die Hunde nicht mehr voneinander lösen können und für ca. 20 bis 30 Minuten aneinanderhängen. Für manche Hunde kann das unangenehm sein, da sie sich wieder trennen wollen, und sie beginnen zu winseln. Das gehört jedoch zum normalen Paarungsakt und bedarf kein Einschreiten durch den Menschen.
Bei Hunden ist die Befruchtung der Eizelle durch den Samen erst ca. 2-3 Tagen nach dem Eisprung möglich. Die fruchtbare Phase hält weitere 2-3 Tage an. Da bei einer Hündin mehrere Eisprünge erfolgen, ist die Befruchtung der Eizellen durch unterschiedliche Rüden möglich. Die Welpen eines Wurfs haben dann unterschiedliche Väter.
Bei erfolgreicher Befruchtung der Eizellen setzt die Trächtigkeit ein. Die Tragezeit dauert ca. 63 – 65 Tage. Zum Ende hin wird die Hündin unbeweglicher, der Bauch wird rund und auch die Zitzen sind deutlich angeschwollen. Erst eine Woche vor der Geburt sind Bewegungen der Welpen im Mutterleib zu erkennen. Die Hündin wird immer unruhiger und beginnt damit ihr Nest zu bauen.
Folgende Verhaltensweisen sind Anzeichen dafür, dass die Geburt kurz bevorsteht:
- Einsetzen der Milchproduktion
- messbarer Abfall der Körpertemperatur
- Nahrungsverweigerung
- unruhiges auf und ab Laufen
- Absetzen kleiner Mengen Kot oder Urin
Unmittelbar vor der Geburt löst sich der Schleimpfropf, der bislang die Gebärmutter verschlossen hat, der Muttermund öffnet sich und ein zähflüssiger, glasklarer Schleim läuft aus der Scheide. Die Geburt selbst sollte in einer geräumigen Wurfkiste in einer vertrauten Umgebung stattfinden. Die Anzahl der Babys schwankt zwischen 3 und 12 Jungen, die in Zeitabständen von wenigen Minuten bis zu 3 Stunden geboren werden. In der Regel ist der Geburtsvorgang nach insgesamt 12 Stunden abgeschlossen. Die Hündin entfernt die Eihäute, von denen die Jungen umgeben sind, und die Nabelschnur und leckt sie ab, um die Atmung und den Kreislauf anzuregen. Die Nachgeburt frisst sie auf. In den folgenden 3 Wochen bildet sich die Gebärmutter wieder zurück. Dabei wird sie auch gereinigt, was einen Ausfluss mit sich bringt, der im Verlauf seine Farbe ändert: Erst grünlich, dann trüb rötlich und schließlich glasklar.
Bis zum Eintritt der nächsten Läufigkeit kann bis zu einem halben Jahr vergehen. In dieser Zeit ist die Hündin nicht fruchtbar.
[Exkurs] Scheinträchtigkeit:
Auch wenn keine Eizelle befruchtet wurde, kann die Hündin nach der Läufigkeit entsprechende Symptome entwickeln. Das Verhalten ist hormonell bedingt, da der Hormonstatus einer nicht-trächtigen Hündin nach der Läufigkeit einer trächtigen Hündin gleicht. Deshalb kann es auch zum Anschwellen der Zitzen, zur Milchbildung und später zum Nestbauverhalten kommen. Diese Symptome vergehen in der Regel nach 3 Wochen von allein, sodass keine Behandlung notwendig ist. Die beste „Medizin“ in diesem Fall ist genügend Ablenkung durch die Besitzer, sodass die Hündin auf andere Gedanken kommt. (Entzündete Gesäuge oder eine übermäßige, schmerzende Milchproduktion sollte aber dennoch tierärztlich abgeklärt werden.) Die Scheinträchtigkeit ist ein Überbleibsel der Vorfahren, denn so konnten sich auch Hündinnen, die nicht trächtig waren oder geworfen haben, sich an der Aufzucht der fremden Jungen beteiligen und z.B. beim Füttern unterstützen. Für größere Rudel war das ein nicht zu verachtender Überlebensvorteil.